Sozialisation

 Was ist eigentlich Sozialisation?

 [Prozess der] Einordnung des (heranwachsenden) Individuums in die Gesellschaft und die damit verbundene Übernahme gesellschaftlich bedingter Verhaltensweisen durch das Individuum

“frühkindliche Sozialisation”          Oxford Languages

Anhand dieser Definition sieht man bereits, dass Sozialisation nichts mit Spielen zu tun hat, wie es leider gern angenommen wird, wenn es um Hundewelpen geht. 

Sozialisation bedeutet einfach gesagt, dass das Lebewesen – in unserem Fall der Hund – lernt, wie er sich in unserer Gesellschaft adäquat zu verhalten hat.

Was bedeutet das für uns als Hundehalter?

 

 

Hole ich mir einen Welpen nach Hause und kommt dieser Hund aus einer guten Welpenstube – so hat er bereits eine gute grundsätzliche Sozialisation erhalten. Er kennt Alltagsgeräusche wie zum Beispiel klappernde Schlüssel oder das Geräusch des Staubsaugers und weiß, dass man davor keine Angst haben muss, sondern entspannt bleiben kann, weil solche Geräusche zum Leben gehören.

Ebenso weiß er, dass es einen Unterschied zwischen Wohnung und Draußen gibt, dass man ein Halsband oder Geschirr tragen kann und kennt durch seine Mutter und seine Wurfgeschwister die Grundformen des hündischen Umgangs. Im besten Falle ist er sogar schon einmal im Auto mitgefahren und weiß, dass man dabei nicht stirbt. Genauso, wie dass man eine Couch nicht frisst.

 

 

 

 

 

 

Was ist nun das Wichtigste?

 

 

Viele Hundehalter halten es für das Wichtigste, dass der Welpe nun täglich möglichst viele Hundekontakte hat.

 

 

Doch genau da passieren oftmals die ersten Fehler.

 

 

Meist lernen junge Hunde bei den ersten Hundekontakten entweder, dass sie unkontrolliert und wie besessen zu jedem Hund rennen dürfen und “die sich ganz sicher darüber freuen” oder sie bekommen direkt eins auf den Deckel und sind danach nicht mehr so begeistert von Hunden.

 

 

Beides ist für den Alltag nicht nur nicht gut, sondern kann auch zunehmend Ärger bringen.

 

Niemand ist begeistert von einem Hund, der ungebeten zu einem gerannt kommt und den eigenen Hund über den Haufen rennt, der vielleicht keine Hundekontakte möchte, aggressiv ist, krank ist oder selbst Panik vor anderen Hunden. hat.

Genauso macht es keinen Spaß, mit einem Hund spazieren zu gehen, der in jedem anderen Hund eine potentielle Gefahr sieht.

 

Von all dem abgesehen, ist Hundekontakt nur ein kleiner Teil der nötigen Sozialisation.

 

 

 

Wenn ein Welpe nach Hause kommt, sollte die erste Sozialisation im häuslichen Bereich stattfinden. Er sollte lernen wo seine Plätze sind, welche Menschen toll und wichtig sind, wo Grenzen sind und dass er sich vor nichts fürchten muss.

Auch die Stubenreinheit gehört dazu – man macht seine Geschäfte draußen und nicht drinnen.

 

 

Ebenso gehört es dazu, dass man Frauchens Blumenzwiebeln nicht ausgräbt und auffrisst und dass man Nachbars Katze nicht jagt.

 

 

 

Als nächstes sollte er lernen, wie sein Name lautet und dass es toll und lukrativ ist, darauf zu reagieren.

 

Entspannt im Auto mit zu fahren ist ein wichtiger Bestandteil der Sozialisation.

 

 

Dann sollte der Welpe natürlich verschiedene Umgebungen kennen lernen.

Er sollte erfahren, dass man im Restaurant unterm Tisch bleibt und nicht bei allen anderen Gästen die Schnitzel vom Teller klaut.

 

 

Ebenso, dass man bei Spaziergängen fremde Leute in Ruhe lässt und genauso, dass man sich nicht von jedem anfassen lassen muss und Schutz bei seinem eigenen Menschen findet, wenn man sich bedrängt fühlt.

 

 

Der Welpe sollte lernen, wie sich verschiedene Untergründe anfühlen und dass manche Geräusche erzeugen, wenn er darauf tritt.

 

 

Er sollte ebenso verschiedene Tierarten kennenlernen – und zwar kontrolliert. Er sollte Katzen, Hühner, Enten und Pferde sehen und lernen, dass er sie weder jagen darf, noch sich vor ihnen fürchten muss und sich am besten einfach entspannt, wenn sie anwesend sind.

 

Dasselbe gilt für kleine Kinder. Niemand mag einen Hund, der kleinen Kindern hinterher rennt und ihnen in die Waden beißt. Das muss er schon als Welpe lernen.

 

 

 

Es gibt unzählige Alltagssituationen, in denen eine gute Sozialisation wichtig ist.

Jeder Hundebesitzer muss sich überlegen, welche Situationen in seinem individuellen Lebenswandel für den Hund wichtig werden könnten und worauf er deshalb vielleicht besonderen Wert legen sollte.

 

 

 

Und natürlich sind auch Hundekontakte wichtig.

 

Doch man muss sich überlegen welche. Hunde lernen voneinander. Will ich meinen Welpen mit jedem noch so durchgeknallten Hund Kontakt aufnehmen lassen, einfach damit er toben kann? – Nein – man sollte die Hundekontakte anfangs gut auswählen. Ein Welpe braucht Hunde, die wissen, wer sie sind – die entspannt und sozial kompetent sind. Von ihnen kann er jede Menge lernen.