Apportieren

Dass Hunde apportieren können, hat wohl fast jeder schon einmal gehört. Doch was hat es damit genau auf sich und warum wird es in Hundeschulen angeboten?

Zuerst einmal muss man wissen, dass apportieren nichts mit Bällchen oder Stöckchen werfen zu tun hat.

Meist hört man von Hundehaltern „Apportieren? Ach, das kann mein Hund doch eh.“ Wenn man sich dann zeigen lässt, wie die Hunde apportieren, kommt oft folgendes Bild zustande:

Der Mensch wedelt mit Stock oder Ball vor der Hundenase herum. Meist ist der Hund dann schon so wild auf das Objekt, dass er bellt, hin und her rennt oder gar den Menschen anspringt und versucht an sein Ziel zu kommen. Dann wirft der Mensch Ball oder Stock, der Hund rennt wie wild hinterher und holt sich das Objekt seiner Begierde. Manche Hunde legen sich dann direkt mit Ball oder Stock hin und kauen darauf herum, manch andere nehmen es ins Maul und rennen wie wild herum – oftmals auch in großen Kreisen um den Menschen herum.

Der Hundebesitzer lässt es entweder damit gut sein oder versucht nun, sich Ball oder Stock wieder zu holen, was meist in wildem hin und her Gerenne endet, das der Hund gewinnt.

Dann werde ich vom Hundehalter angestrahlt: „Macht er toll, oder?“

Tja nun…der Hund macht das seiner Natur entsprechend durchaus toll.

Er bedrängt den Menschen körperlich um an Beute zu kommen, spult sich dabei völlig auf und ist im Moment des Wurfs völlig gestresst. Dann jagt er unkontrolliert und völlig für sich allein und beansprucht die Beute am Ende für sich. Eventuell prollt er sogar vor dem Menschen mit seiner Beute herum und macht klar, dass der Mensch das nicht bekommen wird. Dann macht er zu seiner Freude die Erfahrung, dass sein Mensch im Jagen eine Null ist und verzieht sich mit seiner Beute bis er den Menschen wieder braucht.

Verstehen Sie mich hier bitte nicht falsch. Grundsätzlich ist jede Beschäftigung mit dem Hund besser als gar keine und natürlich meint man es immer nur gut mit seinem Hund.

Mit apportieren hat diese Szene aber tatsächlich gar nichts zu tun.

Oftmals wundern sich die Hundehalter dann im Alltag, dass ihr Hund bei Sichtung von Mäusen, Vögeln oder anderem nicht ansprechbar oder abrufbar ist und sie keine Chance haben, dem Hund etwas abzunehmen.




Was ist nun also Apportieren und wozu ist es gut?

 

Apportieren ist im Grunde ein Jagdersatztraining.

Baut man das Apportieren Schritt für Schritt richtig auf, schlägt man damit mehrere Fliegen mit einer Klappe.


  • es ist eine sinnvolle Beschäftigung für den Hund, die seiner Natur entspricht
  • es lastet den Hund körperlich und geistig aus
  • es leitet den natürlichen Jagdtrieb des Hundes in kontrollierte Bahnen
  • es fördert die Sinne des Hundes
  • es stärkt die Bindung und den Respekt zum Menschen
  • es stärkt ebenso das Selbstvertrauen des Hundes
  • man kann es mit anderen Trainingsarten verknüpfen

Beim Apportieren lernt zum einen der Mensch, seinen Hund einschätzen zu können und so zu erkennen, wenn ihn etwas stresst oder er Jagdambitionen hegt. Man lernt, seinen Hund seiner Natur entsprechend zu lenken und ihm zu vertrauen.

Der Hund wiederum lernt, seine Impulse zu kontrollieren und ruhiger sowie konzentrierter zu werden. Er lernt, dass Jagd in Eigenregie keinen Sinn macht und der Mensch solche Aktionen leitet und er mit seinem Menschen zusammenarbeiten muss.

Er lernt, seinem Menschen in Bereichen zu vertrauen, in denen seine Sinne und Instinkte sonst überwiegen würden.


Mit der Apportierarbeit verbindet man vieles miteinander:


  • Vertrauensarbeit
  • Respektaufbau
  • Unterordnung
  • Impulskontrolle
  • Bewegung
  • geistige Förderung
  • umleiten des natürlichen Jagdtriebs
  • Laufen ohne Leine
  • Festigung der Bindung
  • sicherer Rückruf
  • Teamarbeit

Für wen ist Apportieren geeignet?


Apportieren ist für Sie genau das richtige, wenn Sie einen Hund haben, der einen ausgeprägten Jagdtrieb hat.

Ebenso ist es aber auch geeignet für Hunde, die eine sinnvolle Beschäftigung bekommen sollen und ihrer Natur entsprechend ausgelastet werden sollen.

Man kann die komplette Welpenerziehung mit dem Apportel verbinden und über das Apportieren den Rückruf, das Folgen und die Leinenführigkeit aufbauen.

Apportieren ist sowohl für Welpen als auch für erwachsene Hunde geeignet.


Ich persönlich halte das Apportieren für einen sehr wichtigen Baustein für ein harmonisches und entspanntes Zusammenleben mit dem Hund und kann es nur jedem ans Herz legen.